Besuch Feuerwehr - Münster-Annette von Droste-Hülshoff
Besuch der Feuerwache I

Am 08.10.2024 besuchten wir die Feuerwache I in Münster, wo uns der ärztliche Direktor, Prof. Bohn, auf eine spannende Reise durch die Zeiten des Rettungsdienstes von den Anfängen in die Gegenwart mitnahm:
Im Mittelalter war der rote Hahn ein Symbol für Feuer, brannte eine Stadt nieder, hieß es
„Der rote Hahn ist wieder gekommen“. Zum verbesserten Schutz der Häuser und Habseligkeiten
wurden zeitgleich mit dem Aufkommen des Versicherungswesens Strukturen zur Bekämpfung
des Feuers geschaffen.
Heute ist die Feuerwehr in Münster eine städtische Einrichtung (Berufsfeuerwehr), daneben gibt es in den Stadtteilen teilweise noch Freiwillige Feuerwehren.
Die Aufgaben der Rettungs-/Feuerwache (mit 360 Angestellten) am Yorkring sind:
• Feuerlöschen und Technische Rettung
• Rettungsdienst
• Gefahrenabwehr als Katastrophenschutz
Prof. Bohn ist Anaesthesist, war bis 2010 am UKM tätig und ist seitdem ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes und Dozent im Bereich Notfallmedizin an der UKM in Forschung und Lehre. Seine Aufgabe im Rettungsdienst ist neben der Begleitung der Ausbildung das Sicherstellen der Notfallversorgung in Münster.
1859 kam Henri Dunont ein Schweizer Handlungsreisender an einem Schlachtfeld vorbei, auf
dem 40.000 Menschen über mehrere Tage starben. Ein Jahr später schrieb er ein Buch, in
dem er von den Gräueln des Krieges berichtete und für eine bessere Versorgung und den
neutralen Schutz Verwundeter appellierte. In den 30 Jahren entstand durch Martin Kirschner,
einem Heidelberger Chirurgen, erstmalig der Wandel „der Arzt muss zum Patienten kommen,
nicht der Patient zum Arzt“, da er bemerkte, dass seine Hilfe im Krankenhaus meist zu spät
kam.
Anfang der 1950er Jahre begann der Einsatz erster Notarztwagen, so dass über den reinen Transport hinaus zunehmend die Transportstabilität sichergestellt werden konnte. Aktuell finden
4/5 der Einsätze ohne Notarzt statt. Jeder RTW wird durch einen Notfallsanitäter/-in begleitet, der über eine 3-jährige Ausbildung mit eigener Heilkundeermächtigung
verfügt. In Münster sei jeder Rettungs-/Notfallsanitäter ebenfalls Feuerwerhmann/-
frau. Neben der beruflichen Ausbildung gibt es bereits Bachelor- und Masterstudiengänge.
Die Notfallversorgung hat in den letzten Jahren zugenommen, da einerseits auf Patientenseite
die Schwelle für einen Notfall und den Ruf des Rettungsdienstes gesunken sei, andererseits
auf Ärztlicher Seite die Verfügbarkeit geringer geworden sei. In jedem Dienst (24-Stunden
Schichten) seien 2 Notärzte, die bei lebensbedrohlichen Verletzungen/Erkrankungen
ebenfalls zum Einsatzort fahren. Aufgrund der Vielzahl der Einsätze (25.000 Einsätze/Jahr in
MS) müsse sehr genau abgewogen werden, bei welchem Einsatzort tatsächlich ein Notarzt
vor Ort benötigt werde. Im Rettungsdienst bestehe die Verpflichtung im Mittel in 8 Minuten
am Einsatzort zu sein, diesbezüglich sei der Rettungsdienst ggü. dem Land und der Bezirksregierung berichtspflichtig.
Das Budget (aktuell 18 Millionen Euro/Jahr für MS) werde direkt
mit den Krankenkassen verhandelt. Die Kosten würden v. a. über Bereitsstellung (Personal und
Vorhaltekosten) entstehen. Ein Einsatz des Rettungsdienstes wird nur vergütet, wenn
der Patient in das Krankenhaus transportiert wird, so müssten 70% der Einsätze 100% der
Einsatz- und Vorhaltekosten finanzieren. Dabei mache der Rettungsdienst 3% der gesamten
Gesundheitsausgaben aus.
Wenn alle zur Verfügung stehenden Angestellten im Einsatz sind, wird die Hauptleitstelle durch die Freiwillige Feuerwehr besetzt.
Neben einem Einblick in die Fahrzeuge konnten wir auch das Treiben in der Leitstelle beobachten. Einer der Monitore gab die Kapazitäten der Krankenhäuser und der intensivmedizinischen Kapazitäten an, diese mit den Krankenhäuser abzuklären sei ebenfalls Aufgabe der Leitstelle. Neu sie der Ausbau eines Raumes für Telemedizin, in dem ein Notarzt telemedizinisch zu den Einsatzorten zugeschaltet werden könne (für den gesamten Regierungsbezirk), was v.a. für den ländlichen Bereich mit teils langen Fahrwegen eine deutliche Erleichterung mit sich bringe.
Im Zuge der Regenkatastrophe 2014 wurde der Krisenstabsraum errichtet, in dem wir uns
anschließend versammelten.
Zum Abschluß der Führung wurden wir durch Herrn Prof. Bohne noch einmal
in die Realität des Rettungsdienstes zurückgeführt. Im letzten Jahr seien in Münster 25
Personen mit Herzstillstand durch Ersthelfer gerettet worden. Das ist eine wunderbare Nachricht
- allerdings hätten es 50 sein können, wenn es mehr kundige Ersthelfer gäbe und die
Wahrscheinlichkeit für einen Herzstillstand steige mit höherem Lebensalter.
So kamen wir in den Genuß einer professionellen Schulung zur Laien-Reanimation mit praktischer Anwendung an entsprechenden Puppen, wo alle hochmotiviert die überlebenswichtige Herzdruckmassage zu üben.
Wir Danken Herrn Prof. Bohn noch einmal sehr herzlich für diesen informativen Abend.